
Anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2018 hatte Benedikt Kuhn für seine Apfelweinmarke Bembel with Care mit Bildern von Getränkedosen in schwarz-rot-goldener Aufstellung geworben. Selbst das wurde ihm bei der Hexenjagd des Jahres 2020 übel ausgelegt und in den verschiedenen Boykottaufrufen genutzt. Dass man kein einschlägigeres Motiv gefunden hat, ist ein weiterer Beleg dafür, wie substanzlos die Schmutzkampagne inhaltlich war. Umso erschreckender finde ich, dass diese Luftnummer nicht einfach verpufft ist, sondern ein existenzvernichtendes Ergebnis zeitigte.

Meinungsfreiheit?
Auf die im Boykottaufruf gegen die Meinungsfreiheit gerichteten Einlassungen gehe ich an dieser Stelle nicht näher ein, sondern verweise auf meine restlichen Aufarbeitungsartikel sowie auf Artikel 2 des Grundgesetztes: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.“ Schranken finden diese Rechte in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze und nicht in den Befindlichkeiten von irgendwelchen Leuten im Netz.
Kontaktschuld
Über Kontaktschuld wurde Benedikt Kuhn die Zusammenarbeit mit einem womöglich rechtslastigen Model vorgeworfen. Dieses hat sich den Schriftzug „Sick Boy“ über den Bauch tätowiert.

Da sich das bei seiner athletischen Statur kaum auf einen kränkelnden Körper beziehen dürfte, ist damit wohl „kranker“ Humor gemeint. Ein Indiz dafür ist, dass sich das Model über Klemmbausteine im Wehrmachtsstil amüsiert hatte.

Skandalisiert wurde auch der Kommentar zu einem Bild eines untoten deutschen Kavalleristen des Ersten Weltkriegs.

Symbolisch legte das Model mit dem Kommentar Blumen auf das Grab des unbekannten Soldaten, wenngleich auf morbide Weise.

Worin sich die Unterstellung begründet, es würde sich bei dem Kommentar um einen „Nazi-Slogan“ handeln, bleibt im Boykottaufruf ohne Beleg.
Division Bembel
Der Hauptvorwurf lag darin, dass sich das Model ein T-Shirt mit dem Frontdruck Division Bembel erstellt hatte, dessen Rückendruck in einem Element an das nationalsozialistische Sturmabzeichen erinnerte.

Zu beachten ist dabei aber, dass die gekreuzten Waffen entgegen der mutmaßlichen Vorlage auf dem Kopf stehen und die Bedeutung damit ins Gegenteil verkehrt wird, wie man das z.B. auch vom umgedrehten Kreuz im Black Metal kennt. Die Stielhandgranate ist nicht mehr zum Wurf gesenkt und das Bajonett nicht zum Stich erhoben. In Verbindung mit dem darüber thronenden Bembel bedeutet das Motiv also: Die Waffen nieder, lasst uns lieber anstoßen!
Der Vorwurf gegen Benedikt Kuhn war nun, dass er diesem Bild ein Like gegeben hatte, so wie er vermutlich alle Fan-Aktionen zu Bembel with Care beklatscht hatte. Zudem hatte sich Benedikt Kuhn zum Dank offenbar selbst ein Shirt aus der Kollektion Division Bembel angeschafft. Doch das bemerkten seine Kritiker nicht und skandalisierten bei folgendem Bild allein die schwarz-rot-goldene Sonnenbrille, mit der er sich im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2018 fotografiert hatte.

Wohlgemerkt das Motiv des T-Shirts stammte nicht von Benedikt Kuhn selbst, es wurde ihm lediglich über Kontaktschuld zur Last gelegt. Im Übrigen habe ich im vorigen Artikel bereits dargelegt, wie die Schwarze Szene mit derlei ideologiefrei kokettiert.
Kunstfreiheit?
Von anderen Aktivisten wurde Benedikt Kuhn ungeachtet der grundgesetzlich verbrieften Kunstfreiheit sogar dafür angeprangert, dass er als studierter Grafikdesigner auf Pinterest als Inspiration für seine Kunst eine private Bildergalerie verschiedener Stilrichtungen angelegt hatte, darunter auch Riefenstahl-Ästhetik.

Es kommt nicht darauf an, was die Motive vor der künstlerischen Bearbeitung darstellen, sondern was sie hinterher symbolisieren, wie zuvor am Beispiel von Division Bembel dargelegt. Hätte er wie die Popsängerin Shakira unreflektiert eine Schwarze Sonne als Motiv für Merchandise verwendet, wäre die Aufregung halbwegs nachvollziehbar gewesen.
Doch abgesehen von Bildern mit Getränkedosen in schwarz-rot-goldener Aufstellung anlässlich einer Fußballweltmeisterschaft gab es im offiziellen Portfolio von Bembel with Care offenbar nichts zu beanstanden, sonst hätte man sich nicht daran aufgehängt, sondern an einschlägigeren Motiven.