
Die Honigwabe ist ein wöchentlicher Youtube-Podcast aus dem rechten Spektrum, dem die staatlich geförderte Postille Belltower News vorwirft, die Hörerschaft sei wie ein treu ergebenes, aber aggressives Bienenvolk, das als Schwarm auf Gegner losgehe, um sie mit kleinen, aber in der Masse effizienten Stichen, zu piesacken. Laut den Betreibern Shlomo Finkelstein und Kasper komme der Name allerdings daher, dass es durch die linke Diskursverweigerung anders als im Vorgängerformat kaum noch kontroverse Diskussionen gebe, da linke Gäste die Einladung in die Sendung pauschal ausschlagen würden. Dadurch würde man sich bei den Diskussionen mit den ebenfalls rechten Gästen hauptsächlich gegenseitig Honig ums Maul schmieren. Wäre die Vermutung von Belltower News zutreffend, hätte sich auch eher die Selbstbezeichnung „Wespennest“ angeboten.
Zu stechfreudigen Bienen sei angemerkt, dass man sich in Südamerika durch Ansiedlung afrikanisierter Honigbienen mehr Ertrag erhoffte. Aber die Afrikanisierte Honigbiene entpuppte sich als so aggressiv, dass sie den Spitznamen „Killerbiene“ bekam. Charakterisiert man vor diesem Hintergrund den Podcast mit der Tierfabel-Metaphorik von Belltower News, dann ist die Honigwabe eher eine parodistische Ermunterung gegen Imker, die Honigbienen afrikanisieren.
Themenschwerpunkte
Thematisch bietet die Honigwabe wöchentlich einen sarkastisch kommentierten Pressespiegel zu Wokismus und Massenmigration. Die inhaltlichen Positionen zur Migrantenkriminaliät entsprechen ungefähr den Ergebnissen von Prof. Nowrousian zum Thema, wobei die Honigwabe die kulturell-mentale Prägung besonders stark gewichtet:
- Es gibt in allen Feldern eine höhere Kriminalitätsbelastung bei Menschen mit Migrationshintergrund.
- Diese ist vor allen Dingen bei zunehmender Schwere der Delikte gegeben, etwa im Bereich der Gewaltkriminalität, der Sexualdelikte und der Banden- und organisierten Kriminalität. Es gibt sie aber mehr und mehr auch bei krawallartigen Delikten im öffentlichen Raum.
- Betroffen davon sind jedoch keineswegs alle Migrantengruppen, sondern vor allem männliche Jugendliche und junge Erwachsene mit den Migrationshintergründen Nahost, Schwarzafrika, Balkan sowie in Teilen Osteuropa.
- Die Gründe für diese erhöhte Kriminalitätsbelastung bestimmter Migrantengruppen sind nicht nur sozial oder demografisch bedingt, auch wenn diese Faktoren eine Rolle spielen, sondern sie sind auch kulturell-mental bedingt.
- Deutsche hingegen sind weit überdurchschnittlich Opfer, und zwar gerade auch Opfer von Migrantenkriminalität.
In wirtschaftlicher Hinsicht thematisieren die beiden Podcaster kritische Positionen zur ungesteuerten Massenmigration als Heilmittel für die überalternde Gesellschaft. Beispielsweise die Berechnungen von Prof. Raffelhüschen und anderen, laut denen die gegenwärtige Migration die Rentenkasse nicht stabilisieren wird, sondern im Gegenteil langfristig eine Mehrbelastung von 5,8 Billionen Euro darstellt, die ohne Gegensteuern das Sozialsystem zukünftig in sich zusammenbrechen lassen wird.
Strafverfolgung
Ein charakteristisches Merkmal der Honigwabe ist der sarkastische und ziemlich pointierte Stil. Insbesondere bei Shlomo Finkelstein driftete dies in früheren Jahren bei seinem Vorgängerprojekt Die Vulgäre Analyse (DVA) oft in Polemik ab.
Für Äußerungen aus DVA-Zeiten erhielt er einen zur Bewährung ausgesetzten Strafbefehl. Weil er die damit verbundene Geldstrafe leicht verspätet bezahlte und seinen Wohnsitz nicht rechtzeitig umgemeldet hatte, wurde die Bewährung widerrufen und er sollte für ein Jahr ins Gefängnis gesperrt werden. Deswegen tauchte er unter und hoffte darauf, dass bei der Unmenge an offenen Haftbefehlen für Schwerverbrechen sich bis zur Verjährung niemand um ihn und sein loses Mundwerk scheren würde. Zumal er sich fortan mit verbalen Ausfällen deutlich mäßigte und nichts justiziables mehr äußerte.
Gleichwohl ließen die Strafverfolgungsbehörden nicht locker und hörten die Telefone seines Umfeldes ab, um ihn schließlich mit gut einem Dutzend Polizisten überfallsmäßig auf offener Straße zu verhaften. Zu allem Überfluss im Beisein seines kleinen Sohnes. Es wurden also ziemlich große Geschütze aufgefahren, die aber völlig überzogen wirken, wenn man sich die Anschuldigungen im Einzelnen ansieht:
Das Pseudonym Shlomo Finkelstein
Der Name Shlomo Finkelstein in ein Pseudonym. Bei seinem Vorgängerprojekt Die vulgäre Analyse (DVA) zog er, wegen der zur Schau gestellten pro-israelischen Haltung, diverse Schmähungen von Neo-Nazis auf sich. Diese verpassten ihm den stereotyp jüdischen Namen Shlomo Finkelstein. Als Provokation übernahm er den Namen als Geusenwort und nannte sich fortan selbst so.
Rattengesicht
Shlomo Finkelstein tritt im Netz nicht mit Gesicht auf. Er benutzt als Avatar, d.h. als bildliche Repräsentation seiner selbst, allerlei Parodien des britischen Gelehrten Samuel Johnson (1709-1784). Einer dieser Avatare aus DVA-Zeiten zeigt ihn als Ratte mit jüdischen Zügen. Dies wurde ihm vor Gericht als antisemitische Volksverhetzung ausgelegt. Nicht berücksichtigt wurde dabei, dass er sich selbst so darstellt, also seinen Kritikern unterstellt, ihn als Ratte zu sehen.
Dass er damit richtig gelegen hatte, zeigte sich im Nachhinein an einem Kommentar der Tagesschau im Jahr 2022. Anlässlich der Übernahme von Twitter durch Elon Musk hieß es dort, dass sich auf der Plattform nun rassistische und verschwörerische Ratten breit machen würden, die in ihre Löcher zurückgeprügelt werden müssten. Shlomo Finkelstein gehörte zu jenen „Ratten“, deren Twitter-Sperre nach der Übernahme durch Elon Musk aufgehoben wurde.
Beleidigung als „Ratte“
Belltower-News, ein Ableger der staatlich geförderten Amadeu-Antonio-Stiftung, wirft ihm vor, die damalige Stiftungsvorsitzende Anetta Kahane als „Ratte“ verunglimpft zu haben und setzt das in Beziehung zu ihrer jüdischen Abkunft.
Gemeinhin werden auch Spitzel als „Ratten“ bezeichnet. So nannte Jana Döhring ihren autobiographischen Roman über ihre Tätigkeit als Inoffizielle Mitarbeiterin (IM) der Staatssicherheit: Stasiratte.
Anetta Kahane war ebenfalls Stasi-Spitzel und Shlomo Finkelsteins Äußerungen sind wohl dahingehend zu interpretieren. Dies zeigt sich an weiteren bei Belltower-News zitierten Schmähungen, die explizit auf die Stasi-Tätigkeit Kahanes Bezug nehmen.
Diese Beleidigung war nicht Teil des Gerichtsverfahrens. Sie veranschaulicht für mich aber, dass ihm seine Kritiker das Wort im Mund umdrehen und vom Gericht sorgfältiger hätte geprüft werden müssen, wie die vieldeutigen Äußerungen von Shlomo Finkelstein eigentlich zu verstehen sind.
Vampirfledermaus

Ein zweiter DVA-Avatar wurde ihm vor Gericht ebenfalls als antisemitische Volkverhetzung ausgelegt. Dieser zeigte ihn als Vampirfledermaus mit jüdischen Zügen. Als Bildhintergrund verwendete Shlomo Finkelstein zu dieser Zeit allerdings häufig einen Batman-Scheinwerfer, der einen Davidsstern in den Himmel projiziert. Ich denke, man muss beides im Zusammenhang sehen. Shlomo Finkelstein inszeniert sich selbst als jüdischen Bat-Man, der von seinen Feinden als Vampirfledermaus beschimpft wird, was er selbstironisch aufgreift.

So wird Shlomo Finkelstein beispielweise von Belltower-News unterstellt, eine jüdische Identität vorzuschützen, um sich gegen Kritik zu immunisieren. Man kann die Vampirfledermaus also auch so verstehen, dass er das Judentum für seine Zwecke vampirisiert.
Antisemitische Inhalte?
Licht ins Dunkel der Antisemitismusvorwürfe bringen die Inhalte der Honigwabe. Abgesehen von einigen Interviews mit hochkarätigen Gästen aus dem rechten Spektrum (Björn Höcke, Heinz-Christian Strache, Hans-Georg Maaßen) war der bislang größte Erfolg eine von Irfan Peci in der Honigwabe präsentierte Recherche zu Nemi El-Hassan.
Diese sollte Moderatorin beim ZDF werden, hatte aber verschwiegen, in der Vergangenheit an antizionistischen Al-Quds-Märschen teilgenommen zu haben. Die Honigwabe löste mit ihrer Reichweite im Netz ein Summen aus, das laut genug war, dass große Medien wie die Bild-Zeitung oder die FAZ darauf aufmerksam wurden, die Geschichte aufgriffen und öffentlich Druck aufbauten. Schließlich musste das ZDF sie nach einigem hin und her fallen lassen, weil sich Nemi El-Hassan halsstarrig der Kritik verweigerte.
Klingt für mich eher danach als würde die Honigwabe Antisemitismus aufdecken und anprangern, statt zu verbreiten. Vorwürfe von Belltower-News, die Verwendung von Begriffen wie „Kulturmarxismus“ seien antisemitisch und nicht antiwokistisch zu verstehen, erscheinen mir an den Haaren herbeigezogen.
Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen?

In einem DVA-Video kommentierte Shlomo Finkelstein die Scheu eines Journalisten, türkische Migranten zu kritisieren. Der Journalist ließ Gefühle einer kollektiven deutschen Erbschuld für die Verbrechen des Nationalsozialismus durchscheinen und Shlomo Finkelstein machte sich über diese Selbstkasteiung der Nachgeborenen lustig. Als illustratives Element blendete Shlomo Finkelstein hierbei ein Bild von Joseph Goebbels mit Hakenkreuzarmbinde ein. Dies wurde ihm vom Gericht als das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Symbole ausgelegt, weil er sich nicht unmittelbar, sondern erst später im Video explizit von der Ideologie des Nationalsozialismus distanziert hatte.
Rassismus?

Shlomo Finkelstein lag mit einem farbigen Aktivsten des öffentlich-rechtlichen Jugendformats Funk im Clinch, der häufig gegen Weiße und Deutschstämmige stichelte. Um diesen zu ärgern, spielte Shlomo Finkelstein in einem Video Der Vulgären Analyse einen kurzen Clip des satirischen Lieds „What does the Black says“ des amerikanischen Rappers Rucka Rucka Ali ein. Es handelt sich um eine Parodie des Lieds „What does the Fox say“. In der Kontrafaktur werden allerlei abwertende Stereotype über Afroamerikaner verbreitet.
Sicherlich hätte Shlomo Finkelstein seinen Punkt treffender illustrieren können, indem er eine andere Passage des Liedes eingespielt hätte. Denn die Pointe des Lieds liegt in der Feststellung, dass jede Kritik an Afroamerikanern als Rassismus abgewiegelt werde und man allein den weißen Teil der Gesellschaft für Mißstände verantwortlich machen würde. Den Weißen würde man einen Maulkorb verpassen, wohingegen Farbige frei von der Leber weg alles sagen könnten.
Diesbezüglich muss man im Hinterkopf behalten, dass Deutsche in Deutschland straflos als „Köterrasse“ beschimpft werden dürfen, aber Shlomo Finkelstein für das auszugsweise Einspielen eines bei Youtube frei verfügbaren satirischen Musik-Clips eine sechsmonatige Haftstrafe auf Bewährung bekommen hat, die sich mit den übrigen Vorwürfen auf ein Jahr kumulierte
Beschimpfung von Bekenntnissen?
Die drastischste Aktion von Shlomo Finkelstein war im Jahr 2015 eine im Nachgang häufig bei Der vulgären Analyse eingespielte Videoinstallation. Als Reaktion auf einen Terroranschlag verwendete er ein Buch als unkonventionellen Grillanzünder und illuminierte es mit Feuerwerk.
Die iranisch-dänische Künstlerin Firoozeh Bazrafkan zerhobelte im Jahr 2023 einige Seiten aus dem gleichen Buch mit einer Küchenreibe und trug die Schnipsel symbolisch in einer Urne zu Grabe. Ein Video davon ist bei Youtube frei verfügbar und sie fiel bereits im Jahr 2003 mit einem ähnlichen „Kunstwerk“ auf.
Doch warum gilt eine vergleichbare Aktion bei Shlomo Finkelstein als strafbewehrte Beschimpfung von Bekenntnissen? Liegt es daran, dass er statt, eine weiblich konnotierte Küchenreibe zu verwenden, auf Grillfleisch und Feuerwerk zurückgriff, die laut Feminismus für toxische Männlichkeit stehen?
Ich halte beides nicht für Kunst und lehne Ikonoklasmus strikt ab, aber die eklatante Ungleichbehandlung stört mich. Die Gesetzeslage in Dänemark ist zwar eine andere, doch wenn etwas in einem EU-Land straffrei ist oder sogar als Kunst gewertet wird, dann sollten deutsche Gerichte für eine vergleichbare Tat nicht leichtfertig eine Haftstrafe verhängen. Zumal in westlichen Museen „Kunstwerke“ wie Piss Christ hängen.
Dass ich hier um den heißen Brei herumrede, hat damit zu tun, dass Shlomo Finkelstein zu bescheiden ist, um sich für seine künstlerische Videoinstallation freiwillig die Theo-van-Gogh-Gedächtnis-Anstecknadel mit der extralangen geschliffenen Spitze in die Brust heften zu lassen. Deswegen hat er sich während seiner Haftzeit dahingehend bedeckt gehalten. Jan Böhmermann hingegen scheint es im ZDF Magazin Royal gönnerhaft auf eine Popularisierung angelegt zu haben. Spätestens seit der Haftentlassung ist Shlomo Finkelsteins gesellschaftliche Verantwortung dahingehend abgegolten und jeder, der jetzt noch darauf Bezug nimmt, muss sich nach seinen Absichten fragen lassen.
Verfolgung und Haft
Es war ein schwerer Fehler von Shlomo Finkelstein, den Prozess gegen sich so lange schleifen zu lassen, bis das Urteil rechtskräftig war. Allerdings halte ich es für einen genauso großen Justizirrtum, dass das Verfahren überhaupt geführt wurde und dann statt mit einem Freispruch mit einem Jahr Haft auf Bewährung endete. Diese Bewährung auch noch zu widerrufen, wegen Lappalien wie einer minimal zu spät gezahlten Geldstrafe oder dem Versäumnis sich beim Einwohnermeldeamt umzumelden, ist mir dann völlig unverständlich. Die Geldstrafe betrug 600 €, wohingegen ein Haftplatz den Steuerzahler pro Tag etwa 200 € kostet.
Dass beim Versuch, Shlomo Finkelstein hinter Gitter zu bringen, Telefonüberwachung seines Umfeldes eingesetzt wurde, erscheint mir ebenso unverhältnismäßig. Es gibt in Deutschland 146.000 offene Haftbefehle. Darunter knapp 1.473 für Mord, Totschlag oder versuchte Tötung. Dazu 1.856 für Sexualstraftaten. Wieso hat man Shlomo Finkelstein bei solchen Zahlen nicht einfach als kleinen Fisch in Ruhe gelassen und die Verjährung abgewartet? Bei allen Vorwürfen handelte es sich um Äußerungsdelikte und er ist seit Jahren nicht erneut straffällig geworden.
Spätestens als Shlomo Finkelstein in Haft saß und von einem Anwalt vertreten wurde, hätte ich erwartet, dass die Sache als unglücklicher Verlauf eines missglückten Gerichtsverfahrens anerkannt wird. Man hätte ihm zügig Freigang gewähren und die Haftdauer auf Halbhaft minimieren können, insbesondere da er kurz zuvor Vater geworden war und unter der Woche das Kind betreut hatte.
Shlomo Finkelstein bekam trotz guter Führung keinerlei Hafterleichterungen bis er nach dreiviertel der Haftzeit dann doch überraschend entlassen wurde. Staatlich geförderte Meldestellen gegen Hassrede sollen während seiner Haftzeit neue Verfahren gegen ihn angestrengt haben, was eine vorzeitige Entlassung enorm erschwerte.
Hier sollte anscheinend ein einschüchterndes Exempel statuiert werden, obwohl einige der Taten auf seinen jugendlichen Rebellengeist zurückgehen und aufgrund seines damaligen Alters nach dem besonders milden Jugendstrafrecht hätten geahndet werden können. Das sticht umso krasser ins Auge, wenn man sich das seit Jahrzehnten bekannte Problem einer Kuscheljustiz gegenüber jugendlichen Intensivstraftätern vergegenwärtigt.
Löschung bei Youtube
Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, wurde der Kanal der Honigwabe kurz nach seiner Haftentlassung ohne triftigen Grund von Youtube gelöscht. Darum konnte Shlomo Finkelstein seine Geschichte einstweilen nur bei einem befreundeten Youtuber erzählen:
Bis auf Weiteres wird die Honigwabe sonntags um 18 Uhr auf X/Twitter und Twitch ausgestrahlt. Bleibt zu hoffen, dass er vor Gericht beim Freiklagen seines Youtube-Kanals diesmal mehr Gerechtigkeit erfährt.
Ich beschließe diesen Text mit einem althochdeutschen Bienensegen und wünsche Shlomo Finkelstein sowie Kasper, dass sich ihre nun heimatlos gewordenen Immen nicht im kunterbunten Wald verirren und beizeiten zahlreicher als je zuvor in die Wabe zurückkehren mögen: