Apfelweinbaron verkleidet als Roter Baron – Zweiter Teil der Aufarbeitung zur Hexenjagd auf Benedikt Kuhn

In Jahr 2017 war Benedikt Kuhn als Model auf der alternativen Modenschau Avantgardista und besuchte im Nachgang eine Kostümparty mit dem Motto „Lack, Leder und Military“. Dort verkleidete sich der Gründer der Apfelweinmarke Bembel with Care in Anspielung auf seinen Künstlernamen Apfelweinbaron als Roter Baron, dem bekanntesten Kampfflieger des Ersten Weltkriegs. Der Entstehungszusammenhang ist leicht am schwarzen Klebestreifen über dem Auge ersichtlich. Zudem sind im Hintergrund des Uniformbildes mit Lack und Leder ausstaffierte Partygänger zu sehen (siehe Pfeil).

Drei Jahre später wurden im Zuge der Schmutzkampagne gegen ihn seine Social-Media-Profile auf der Suche nach Kompromat durchstöbert. Das Bild wurde aus dem Kontext gerissen und diente vielen Schmähartikeln als Titelbild, um eine vorgeblich rechtsextreme Gesinnung zu beweisen. Der Umstand, dass man nichts Besseres gefunden hat, ist jedoch eher ein Beleg dafür, wie konstruiert die Vorwürfe waren.

„Aber die Uniformen waren geil…“

In der Popkultur wird faschistoide Ästhetik gerne für die Böswichte genutzt. Gerade in Hollywood-Filmen geschieht derlei so inflationär, dass sich dieser Stil zunehmend vom historischen Kontext löst und immer mehr das Böse ganz allgemein zu symbolisieren beginnt. Einige bekannte Musiker wie Marilyn Manson oder Bands wie Slayer nutzen dies zur provokanten Selbstinszenierung als „Bad Boys“. In der Schwarzen Szene (Gothic, Heavy Metal, Industrial) geschieht das meist ohne poltische Hintergedanken und dient schlicht als affektierter Manierismus aus ästhetischen Erwägungen.

„Schwarz, schwarz, schwarz sind alle meine Kleider…“

In der Schwarzen Szene ist schwarz die Grundfarbe für alles, daher der Name. Möchte man sich mit dieser Erklärung für die Farbgebung der Phantasieuniform von Benedikt Kuhn nicht zufriedengeben und diese partout vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs interpretieren, muss man den Kragenspiegel beachten.

Der kolbenförmige Kragenspiegel existiert seit dem wilhelminischen Kaiserreich und wurde von allen nachfolgenden deutschen Armeen übernommen: Reichswehr, Wehrmacht, Nationale Volksarmee und Bundeswehr. Der Kragenspiegel steht also für das deutsche Militär an sich und nicht allein für die Wehrmacht. Schon gar nicht für die SS, denn diese hatte eigene Kragenspiegel.

In der Wehrmacht trugen die Panzertruppen schwarze Uniformen. Auf diesen waren Auspuffruß und Maschinenöl nicht so stark zu sehen. Zudem hatten einige Elite-Kavallerieeinheiten der Kaiserzeit schwarze Uniformen getragen und die Panzerfahrer wurden damit als neue Kavallerie geehrt.

Auch der Rote Baron Manfred von Richthofen war vor seinem Wechsel zur Fliegertruppe im Ersten Weltkrieg (1914-1918) ein Kavallerist im Rang eines Rittmeisters gewesen, was einem Hauptmann im Heer entspricht. Benedikt Kuhns Phantasieuniform mit der Wehrmacht oder gar der SS des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) in Verbindung zu bringen, ist ziemlich gewagt. Er trägt schlicht allgemeine deutsche Militärinsignien, die es direkt (Kragenspiegel) oder indirekt (Eisernes Kreuz als Hoheitszeichen) bis heute gibt.

Eisernes Kreuz

Ebenso wie der Kragenspiegel beschränkt sich auch das Eiserne Kreuz um seinen Hals keineswegs auf die Wehrmacht. Der Orden wurde 1813 in den Befreiungskriegen gegen Napoleon gestiftet und den nachfolgenden Kriegen 1870, 1914 und 1939 jeweils erneuert. Das Eiserne Kreuz geht auf das Emblem des mittelalterlichen Deutschritterordens zurück und ehrt den Träger als modernen Ritter. Als Hoheitszeichen zierte es das Flugzeug des Roten Barons und findet sich bis heute auf den Fahrzeugen der Bundeswehr. Auch das Eiserne Kreuz steht also für die deutsche Militärtradition an sich.

Das Eiserne Kreuz wird zwar auch von rechtsextremen Kreisen missbraucht, allerdings fand es in US-Amerika in einigen Subkulturen derart weite Verbreitung, dass selbst die extrem linke Anti-Defamation-League es ohne hinzutretende eindeutige Symbolik wie Hakenkreuze nicht als rechtsextremes Zeichen einstuft. Auch hierzulande ist die Dominanz nordamerikanischer Popkultur derart groß, dass sich hinsichtlich der Verwendung in entsprechenden Subkulturen von Motorradrockern über Heavy Metal bis zu Surfern ein differenzierter Blick empfiehlt. Insbesondere bei einer Verkleidung für eine Kostümparty.

Roter Baron

Freiherr Manfred von Richthofen ist für die Bundeswehr weiterhin traditionsbildend und eine der Alarmrotten der Luftwaffe trägt seinen Namen. Auch international bringt man ihm viel Respekt entgegen. Es gibt sogar einen Hollywood-Film über den Roten Baron und auf Vorschlag der israelischen Seite ist das Drohnenausbildungsprogramm für die Bundeswehr in Israel nach ihm benannt. Wäre es auf der Kostümparty zu Fragen hinsichtlich seiner Aufmachung gekommen, hätte Benedikt Kuhn einfach sein Smartphone zücken und zur Erklärung das Lied von Sabaton zum Roten Baron abspielen können:

Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit?

Laut Artikel 2 des Grundgesetzes hat jeder das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit. Jemanden aus der Kostümwahl für eine Motto-Party einen Strick zu drehen, ist damit unvereinbar. Benedikt Kuhn trug allgemeine deutsche Militäremblematik und nicht etwa wie seinerzeit Britanniens Prinz Harry eine Hakenkreuzarmbinde. Man hätte sich bloß Benedikt Kuhns Auftritt auf besagter Modenschau bei Youtube anschauen müssen (ab Minute 02:58 ist er im Vordergrund), damit einem klar geworden wäre, dass die anschließende Military-Kostümparty sicherlich keine Neo-Nazi-Veranstaltung war.

Was wurde sonst noch skandalisiert?

Das zweitschlimmste Bild, das man ihm vorwarf, zeigte Benedikt Kuhn im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2018 mit einer schwarz-rot-goldenen Sonnenbrille. Da fehlen mir die Worte, darum endet dieser Artikel hier:

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